Von Ida Marie Höllwarth, 3f, Maria Scholz Schule
Endlich war es wieder so weit: Lilli durfte mit Marie, ihrer besten Freundin auf den Weihnachtsmarkt. Seid ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, lebte Lilli bei Ihrer Tante. Damals war sie noch ganz klein und die Schwester ihrer Mutter nahm sie bei sich auf. Lilli durfte außerhalb der Schule nicht oft mit Freunden das Haus verlassen, aber im Advent, wenn alles so hübsch geschmückt war und alle sich auf Weihnachten freuten, wurde die Tante etwas freundlicher. Lilli durfte dann alleine mit Marie auf den Weihnachtsmarkt am Bad Homburger Schloss. Sie freute sich das ganze Jahr auf diesen Ausflug und auf die leckeren Süßigkeiten, den duftenden Punsch und darauf eine Runde mit der Dampfeisenbahn zu fahren. Das ganze Jahr sparte sie ihr Taschengeld für diesen Ausflug.
In diesem Jahr hatte Marie sich etwas ganz Besonderes für den Ausflug ausgedacht. Marie dachte sich immer etwas Schönes für diesen Tag aus. Im letzten Jahr waren sie im Kurpark Schlittschuh gelaufen, bevor sie sich mit Punsch im Schlosshof aufgewärmt hatten.
„Du glaubst nicht, was ich mir für dieses Jahr ausgedacht habe!“, begrüßte Marie ihre beste Freundin, als sie sich trafen. „Wir besuchen die englische Prinzessin, die vor vielen Jahren hier in Bad Homburg gelebt hat.“ „Wie soll das denn gehen?“, fragte Lilli. „Das wirst Du schon sehen.“, sagte Marie geheimnisvoll.
Sie bezahlen den Eintritt, putzten ihre Schuhe und gingen die Treppen hoch ins Schloss. Es war nicht viel los in den ehemaligen Räumen der Prinzessin, denn die meisten Leute waren draußen auf dem Weihnachtsmarkt oder in der Stadt, um Geschenke zu kaufen und Adventsbesorgungen zu machen. „Das hast du also gemeint! Wir schauen uns das Schloss von innen an!“, sagte Lilli begeistert. „Ja, stell dir vor, hier in diesen Räumen mit diesen Sachen haben echte Prinzessinnen, Könige und Königinnen gelebt!“, sagte Marie.
Im Schlafzimmer der Prinzessin hörten sie ein Geräusch. Zuerst war es ein leises Summen, das immer lauter wurde „Hilfe, könnt ihr mir bitte helfen?“, flüsterte eine leise Stimme. Den beiden Mädchen wurde es eiskalt. „Was ist das?“, fragte Lilli erschrocken „Gehört das auch zu deiner Überraschung?“. Dann sahen sie den Geist einer Prinzessin durch den Raum schweben. „Du bist Prinzessin Elisabeth!“, sagte Marie verblüfft. „Ja, das bin ich und ich brauche dringend eure Hilfe!“, antwortete der Geist. Misstrauisch fragte Lilli: „ Warum brauchst du unsere Hilfe?“ Die Prinzessin seufzte: „ Also das war so: Vor vielen Jahren stand vor der Schlosstür eine alte Frau und bat mich, ihr etwas abzugeben. Wie viele Prinzessinnen war ich damals sehr arrogant und sagte ihr, sie soll weggehen. Damals dachte ich, ich kann alles am besten und all meine Diener konnten es mir nicht recht machen. Ich kam ja aus England hierher und da machen die Leute manche Dinge einfach anders. Die Alte vor der Tür schaute mich an und hat gelacht und gesagt, dass sie mich verflucht. Ich solle keine Ruhe finden, bis ich jemanden aufrichtig und ehrlich um Hilfe frage. Ich dachte, sie wollte mir nur Angst machen und lebte mein Leben weiter wie bisher. Aber nach meinem Tod bemerkte ich, dass ich keine Ruhe finden konnte. Ich musste jemanden finden, den ich um Hilfe bitten kann. Ich sehne mich so danach, Ruhe zu finden – wie herrlich wird es sein, nicht mehr hier herumspuken zu müssen!“
„Oh je!“, sagte Lilli „Und was können wir nun tun, um Dir zu helfen?“ „Geht zur Libanon-Zeder vor dem Schloss und sucht nach einem Kreuz, es wird nicht leicht zu finden sein nach, all den Jahren. Klopft dreimal darauf und sprecht die magischen Worte: Wir haben gerne geholfen, denn die Freude, die wir geben, kehrt in unser Herz zurück“, erklärte die Prinzessin. Also gingen die Freundinnen los zur Libanon-Zeder und begannen das kleine Kreuz im Stamm zu suchen. „Hier schau Marie, ich glaub, ich hab es gefunden!“, rief Lilli aufgeregt! „Los, drei Mal klopfen. Kannst Du Dich an den Spruch erinnern?“ Sie klopften auf das Kreuz und sagten den Spruch. Der Stamm öffnete sich und kleine Sterne flogen heraus in den dunklen Abendhimmel. Sie hörten ein leises „Ich danke euch!“. Und bevor es dicke Flocken zu schneien begann, fühlten sie einen warmen Wind auf ihren Wangen.
Für Marie und Lilli wurden es das schönste Weihnachten, weil Lillis Tante Marie und ihre Eltern zu Weihnachten zu sich nach Hause einlud. Beide Mädchen fanden unter dem Weihnachtsbaum ein kleines Päckchen, in dem ein goldener Stern und ein Zettel steckten auf dem DANKE stand. „Ich glaube, der ist von Elisabeth!“, flüsterte Marie.
ENDE
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