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Weihnachtsstadt Bad Homburg

Ein Kind voller Singsang

Aktualisiert: 11. Dez. 2023

Von Madeleine Vossen, 5e, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium


Es war einmal vor langer Zeit ein Kind. Dieses Kind bekam jede Weihnacht zwanzig Euro, um sich auf dem Bad Homburger Weihnachtsmarkt am Schloss etwas Süßes zu kaufen. Jeden Tag auf dem Weg zur Schule sang es voller Vorfreude ,,Oh was eine schöne Weihnachtszeit! Immer auf dem Markte frische Lebkuchen! Es dauert zwar lange sie zu suchen. Doch dann ist es so weit... ich beiß rein!“ Ja, ich weiß, dieses Lied reimt sich zwar nicht, aber das machte nichts. Es heiterte die Menschen auf und gab ihnen ein schönes Gefühl.

Doch eines Tages fragte das Kind sich, wie sein Gesang wohl hoch oben, in den Gipfeln der Berge klänge. Also stapfte es aus der Stadt, immer noch laut singend. Doch je höher es kam, desto weniger Leute freuten sich über seinen Singsang. Ganz im Gegenteil! Sie verabscheuten ihn! Doch das hielt das Kind nicht davon ab, fröhlich weiter zu summen. Es stieg den Berg hinauf, bis nur noch Wald zu sehen war. Häuser standen hier keine mehr. Aber das Kind bemerkte dies nicht. Es begann, dunkel zu werden und das Kind stolperte einfach über alle Steine und Äste hinweg.

Nun fing es auch noch an zu schneien und der Wind wirbelte ihm die Schneeflocken ins Gesicht. Es wurde immer kälter, aber das Kind sang und sang, und es hörte nicht auf, bis es auf dem Gipfel angekommen war. Obwohl es sang, hörte das Kind etwas durch den tosenden Wind. Im Schatten der Nacht sah es eine Gestalt. Sie war groß, und hatte scharfe Klauen. ,,Ich will dich nicht belästigen! Ich will einfach singen!“ rief das Kind durch die Dunkelheit. Es wurde still. Der Wind hörte auf zu heulen, aber der Schnee klatschte immer noch gegen das Gesicht des Kindes. Ein Feldberg-Yeti kam aus dem Schatten zum Vorschein. Kreischend rannte das Kind weiter den Berg hoch, in der Hoffnung, der Yeti wäre ihm nicht auf den Fersen. Auf einmal flog sein Geldschein für den Weihnachtsmarkt aus seiner Tasche. Am liebsten wäre es ihm hinterhergerannt, doch es hatte zu viel Angst. Es sah so aus, als wäre das sein Ende... bis es eine Hütte sah! Es rannte rein und schloss die Tür. In der Hütte gab es nur einen Kamin und ein Bett. Es gab weder einen zweiten Stock noch ein zweites Zimmer. Es gab nicht mal einen eingebauten Schrank oder einen Kühlschrank. Das Kind schaute sich alles genau an. Danach schaute es nach, ob es irgendwo Streichhölzer gäbe, damit es ein Feuer im Kamin anzünden könnte. Doch es fand keine, auch nicht unter dem Bett. Als es wieder vom Boden aufstand, um sich auf das Bett zu setzen, fand es eine Packung Streichhölzer auf der Bettdecke. Die Packung sah so aus, als wäre sie schon immer dort gewesen. „Merkwürdig“ murmelte das Kind. Es stand auf und zündete ein Streichholz an. Es schmiss das Streichholz in den Kamin, und ein kleines Feuer begann zu knistern.

Der Magen des Kindes knurrte. „Wie gerne ich jetzt etwas zu essen hätte!“ seufzte es, und schaute zum Feuer. Doch vor dem Feuer stand etwas; ein großer, runder Tisch stand zwischen dem Feuer und dem Bett. Das Kind war sich sicher, dass als es reingekommen war, der Tisch noch nicht dort gestanden hatte. Aber das Beste war, dass der Tisch voll mit leckerem Essen war. Es gab nichts, was das Kind nicht mochte. Fröhlich summte es ein Lied. „Who let the dogs out?” Das Kind war noch nie so lange wie eben still gewesen.

Doch jetzt machte es sich ans Essen. Es nahm sich einen Hähnchenspieß, ein bisschen Kuskus, knallroten Wackelpudding, schöne Ofenkartoffeln, eine gefüllte Paprika, ein gut durchgebratenes Stück Steak, perfekten Grießbrei, Mango und Blaubeeren, echt viel Salat, essbare Blumen, ein Stück Torte, Rindertartar und zum Schluss noch ein bisschen Apfelschorle. Es stopfte sich voll mit Essen, bis kein Krümel mehr übrig war. Nun war es ihm zu viel. Es legte sich aufs Bett und nickte langsam ein... „Who let the dogs...?“


Am nächsten Morgen wachte es auf und sein erster Gedanke war: „Ich will nach Hause!“

Als es zur Tür hinausging erkannte es, dass dieses Haus verzaubert war. Immer wenn man sich etwas wünschte, wurde dies vom Haus erfüllt. Das machte ihm Angst und es wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause. Schnell stolperte es den Berg wieder hinunter. Als es bei der Stelle angekommen war, wo es den Yeti getroffen hatte, rannte es noch schneller. Wieder singend, rannte es den Berg hinunter, wieder an allen Dörfern vorbei, an allen Bäumen, bis es endlich in die Stadt kam und das Kurhaus sah. Es sprintete hin, und seine Eltern warteten schon. „Da bist du ja mein Schatz! Wir haben dich überall gesucht!“ riefen die Eltern des Kindes, umarmten es fest und ließen nicht mehr los.



Und wenn sie nicht gestorben sind, umarmen sie sich noch heute.



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